Angekommen dank Wegfahren

Die Musikreise nach Heidelberg aus persönlicher Sicht

Seit Januar dieses Jahres spiele ich bei der Stadtmusik mit und im März durfte ich mein erstes Jahreskonzert bestreiten. Kurz darauf wurde ich an der Generalversammlung als Mitglied aufgenommen. So richtig im Verein angekommen bin ich aber während der Musikreise nach Heidelberg – sofern man (wie es Mani Matter bereits thematisiert hat) in einem Verein überhaupt je richtig ankommen oder eben dazugehören kann.

Am Auffahrtsdonnerstag ging es frühmorgens gleich neben unserem Probelokal los. Beim Einladen der Instrumente und Gepäckstücke stand uns eine Frau zur Seite. Bald musste uns klar werden, dass sie bei dieser Tätigkeit nicht uns zur Seite steht, sondern viel mehr wir ihr im Weg. Susi (so hiess sie) und Elke von «Herz Reisen» aus dem Thurgau waren für unsere Reise ein Glücksfall. Sie haben uns nicht nur überall sicher und pünktlich hingefahren, die beiden erfahrenen Carführerinnen haben sich auch mit ihrer Ortskunde und ihren persönlichen Kontakten bei der Programmgestaltung aktiv eingebracht. Vor und nach unseren vier Konzerten bzw. Ständli haben Susi und Elke «hinter der Bühne» geholfen und während dieser waren die beiden unsere treusten Zuschauerinnen.

Vor unserem ersten Auftritt, dem Konzert beim Familienfest «Wein & Musik» an der Winzerrast in Wiesloch, stand für mich das Anprobieren der roten Uniform an. Glücklicherweise passte eine der beiden für die Anprobe mitgebrachten Uniformen perfekt – nun war ich also auch diesbezüglich im Verein angekommen. Schönstes Frühlingswetter, wie wir es übrigens auch an den weiteren drei Tagen hatten, lud uns zum Verweilen ein und wir genossen den Nachmittag bei Wein und Musik.

Im «Badischen Gasthaus zum Goldenen Löwen» in Eppelheim wurden mir während des gemeinsamen Nachtessens von meinen Tischnachbarn bzw. meiner Tischnachbarin die Vornamen aller Musikantinnen und Musikanten beigebracht. Da einzelne Vornamen doppelt oder sogar dreifach vertreten waren, hielt sich der Aufwand in einem durchaus zumutbaren Rahmen. Trotzdem war ich froh, dass wir es bei den Vornamen belassen haben – obschon bekanntlich von gewissen Nachnamen eine beachtliche Häufung vorkommt.

Am Freitagmorgen standen unterhaltsame und aufschlussreiche Führungen in der Altstadt von Heidelberg auf dem Programm. Gegen Abend spielten wir vor dem «BräuStadel», einem Restaurant, welches sich auf dem Universitätscampus «Im Neuenheimer Feld» befindet. Trotz der eher dezentralen Lage hatten wir insgesamt einige neugierige Zuhörerinnen und Zuhörer. Beim Anschliessenden Nachtessen im BräuStadel durfte dann ein «Freiwilliger» das erste Bierfass anzapfen.

Der Auftritt am Bensheimer Markt am Samstag war insbesondere wegen der Örtlichkeit sowie des begeisterten Publikums ein sehr dankbarer. Anschliessend hatten wir in Speyer verschiedene Möglichkeiten, den Nachmittag zu verbringen. Viele haben den Dom besucht oder sind im Technikmuseum in ausrangierte Flugzeuge und Schiffe gestiegen. Vom Programmpunkt «Abend zur freien Verfügung» wurde ich getäuscht: Beim Nachtessen musste ich Rede und Antwort stehen. Es ist klar, dass man nicht einfach so als «Neuer» mit auf die Musikreise gehen kann, ohne etwas von sich erzählen zu müssen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wann genau das Schnappsfässchen mit den drei Bechern das erste Mal während dieser Reise aufgetaucht ist; es kam zwischendurch immer wieder zum Vorschein. Einzig nach diesem Nachtessen habe ich es irgendwie vermisst.

Im Schlossgarten Ludwigsburg spielten wir am Sonntag in der Mittagssonne unser letztes Konzert. Eine kleine Palme spendete immerhin zwei Perkussionisten etwas Schatten. Nach einer kurzen Fahrt konnten wir uns beim Vesperhalt im Weingut Kleinle mit Speis und Trank stärken und uns dabei von einer Gruppe Kolleginnen und Kollegen musikalisch verwöhnen lassen.

Für mich war es eine Musikvereinsreise wie aus dem Bilderbuch. Dafür, dass ich kurz nach meinem Start eine solche erleben durfte, bin ich der Stadtmusik und insbesondere den Organisatorinnen sehr dankbar.

Daniel Merki 

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