Eine junge Frau mit blauem, langem Haar betritt die Bühne, schlängelt sich zwischen einigen Stadtmusikern durch und spricht mit klarer Stimme und in einwandfreiem Hochdeutsch zum Publikum. Sie erzählt, wie sie schon als kleines Mädchen davon geträumt habe, Geschichten zu erfinden, sie aufzuschreiben und damit Geld zu verdienen.
Sie erklärt den Zuhörern, dass sie gar nicht anders könne und einfach schreiben müsse. Xenia Eigel, eine junge Schriftstellerin, die vor kurzem ihren ersten Roman veröffentlichen durfte, ist hier um die Zuhörer einzustimmen auf das diesjährige Jahreskonzert der Stadtmusik Winterthur zum Thema «Musik & Literatur». Die Einstimmung gelingt und die Zuhörer erleben einen abwechslungsreichen Abend voller unterschiedlicher Musikstücke, die alle eine berühmte Geschichte musikalisch darstellen.
So begibt sich das Publikum auf hohe See mit Robinson Crusoe, spürt die Wellen, den Wind, die Freiheit und schliesslich den schrecklichen Sturm, der das Schiff zum Sinken bringt. Auch Robinsons Freundschaft zu Freitag, die gefährliche Begegnung mit den Kannibalen und seine Heimkehr kommen musikalisch zum Ausdruck. Gleich anschliessend geht die Reise weiter ins Innere der Erde mit Jules Vernes Roman Voyage au Centre de la Terre. Ein sehr anspruchsvolles und komplexes musikalisches Werk, das die Geschichte von drei Abenteurern auf ihrer Expedition zum Mittelpunkt der Erde erzählt.
Kaum sind die Abenteurer wieder ans Tageslicht gekommen und die Stadtmusik mit einem grosszügigen Applaus belohnt worden, wird es stockdunkel im Theater. Es folgt der Auftritt des Tambourenvereins der Stadt Winterthur. Wie jedes Jahr haben sie ein aussergewöhnliches, witziges und mitreissendes Programm zusammengestellt und bringen die Zuhörer damit zum Staunen.
Nach der Pause gibt die Stadtmusik The Bronze Horseman zum Besten. Ein Stück, das auf einem Gedicht von Aleksander Pushkin basiert, und von der Reiterstatue von Peter dem Grossen und der grossen Flut von 1824 erzählt.
Es folgt die Huckleberry Finn Suite, in welcher einige Szenen der Novelle musikalisch dargestellt werden. Die Suite lässt zahlreiche Zuhörer in Jugenderinnerungen schwelgen und heitert das Publikum mit vielen witzigen und ausgelassenen Passagen auf.
Zum Abschluss des Konzertprogramms spielt die Stadtmusik ein weiteres Stück, das in Anlehnung an einen Abenteuerroman von Jules Verne entstanden ist. Around the World in 80 Days erzählt von fernen Ländern, Elefanten, Büffelherden, Indianern und einer spannenden Verfolgungsjagd.
Bei der Zugabe setzt sich Dirigent Fredi Olbrecht gleich selbst an die Schreibmaschine und begeistert das Publikum für einmal mit seinem schauspielerischen Talent und seiner Fingerfertigkeit im Stück The Typewriter.
Nach einem Abend voller Literatur & Musik wird geplaudert, getrunken, gegessen, gelacht, am Büchertisch in Büchern geschmökert und bereits voller Vorfreude an die kommenden Proben und Konzerte gedacht. Die Stadtmusik Winterthur freut sich schon jetzt auf viele interessierte Zuhörer!
Bericht: Melanie Eugster